Peter
Miniböck
Die Seele der Bäume wandert in jenen Augenblicken, da sie ihre Verstellung uns gegenüber aufgibt und ihr eigentliches Selbst sichtbar werden läßt. Dicht aneinandergedrängt bilden Bäume Wolken, Wasserfälle, Flußdeltas, die in eine Richtung streben. Manchmal in die unsere. Doch sie machen es uns nicht leicht, ihre Metamorphosen zu erkennen, hinter das Geheimnis ihrer Wandlungen zu kommen. Ihre Seelenwanderung aber vollzieht sich ständig (vor unseren Augen), ohne daß wir begreifen, daß diese lediglich Tarnung des Chaos, demnach Mimikry ist. Professor Friedrich Cramer, Spezialist für Experimentelle Medizin, stellt dazu fest: „Wo immer wir einen Baum sehen(…), auch einen Blitz, oder ein Flußdelta, handelt es sich immer um eine Bifurkationsstruktur, in der chaotische Elemente auftreten. Wenn man genau hinschaut, ist alles in unserer Welt baumartig strukturiert." Es ist leicht , uns etwas vorzumachen, doch was sich dahinter befindet, vermögen wir nicht zu erkennen. Halten wir uns also fern von der Metaphysik der Natur, sie ist nicht jener ersehnte Katalysator, der uns unsere Seelenwanderungen ermöglicht. Wir suchen nach einer Form, und vergessen dabei den Inhalt: uns selbst. Hegel sagt über den Inhalt des übersinnlichen Jenseits: „Es zeigt sich, daß hinter dem sogenannten Vorhange, welcher das Innere verdecken soll, nichts zu sehen ist, wenn wir nicht selbst dahintergehen, ebensosehr damit gesehen werden, als daß etwas dahinter sei, das gesehen werden kann." Nein, Lewis Carroll, es ist nichts hinter den Spiegeln, außer uns selbst. |