Ulli KLEPALSKY
2 Kind, aus dem Schmollmundalter bist du heraus, mit vierzig muß man die Zähne elegant zusammenbeißen. Da eine Zigarette ? Das beruhigt, verwirrt nicht den Kopf wie der Alkohol. Ich rauch' nicht. Und schau nicht so finster, das drückt, du wirkst klein. Großmutter, dein Mund gar so streng über unserm energischen Kinn. Dein's hat keine Kerbe da unten. Wie oft hab' ich dir schon gesagt: Bändige deine Locken zu einem Knoten, unser schöner langer Hals im Profil geht in dem rötlich gescheckten krausen Buschen unter. Da - meinen Schildpattkamm ? Ich laß' sie schneiden so wie du ganz zuletzt. Wie dein Haar leuchtet, die Kräusel fangen das Licht über der Stirn und an den Schläfen - eine schimmernde Kappe mit einem gedrechselten Horn. Es ist grau, weiß. Der Haarschnitt ist praktisch. Ja, gute Photos hat man gemacht, auch wenn sie nicht bunt waren. Großmutter, ich bin übersät mit Straßen. Die Freuden der Pflicht, Kind, die Freude der Pflicht. Schreib Kind, schreib weiter, geh', zeichne, tu' deine Arbeit ! Und sei froh, daß du keinen Offizier hast zum Gatten, der dir die Dichter verbietet; keine Kinder, die dir die Windeln um die Ohren und Augen binden und dann holt sie - Und dann holt sie der Krieg. Wart' doch, immer am Rennen, halt still, ich möcht' mir ein Bild von dir mach-; ich werde ein Bild von dir malen. ... chapter 3 ... |