"Bilder aus Kaffee" von Monika Morrison  
Daniela Schmeiser, Wien am 3.0ktober 2001

Monika Morrisons "Bilder aus Kaffee" sprechen ihre eigene, eigen-artige Sprache. Das stimulierende Element verkrustet, die Kruste bricht an vielen Stellen gleichzeitig auf, die Erde präsentiert ihren Inhalt: in der Vielfalt natürlicher Farben schillern die Bilder, als wollten sie singen, Bilder als Gestalt der eigenen Frage, der Seinsfrage, der Überlebensfrage.
Durch den Menschen mit seinem Streben, Form und Inhalt zu trennen, gibt die Natur ihrer eigenen Frage Gestalt. Form und Inhalt sind zwei Teile eines Ganzen: die Zeit formt den Raum. Weder Raum noch Zeit kann man besitzen, man muss beides sein. Der Grund ist dort, wo Weite sich öffnet, das sinkende Bild taucht woanders wieder auf.

Zurückversetzt zu der Entstehung der Welt rauschen die Ozeane, bevor sie widerwillig die ersten Stücke Land freigeben. Die Erdkruste spiegelt als Befindlichkeit alle Farben wider, Farben, die so nur in der Natur vorkommen. Die aufbrechende Struktur entwickelt ihren Kern. Millionen von Sprüngen sind nicht als Verletzungen zu deuten, sie bilden ein feines Netz, das als Hülle, als Au8en das Innen, die Substanz birgt. Wie ein gewachsener Mantel zum Schutz, den grüne Halme durchwachsen könnten, jederzeit, das Auge bleibt gebannt, kann sich nicht lösen, will nicht versäumen....


Und doch kann Natur nicht mehr sein, zu vieles, wenn nicht alles haben menschliche Eingriffe bereits reguliert, oder entgleist. Dennoch steckt in so viel Kultur ein natürlicher Kern, und das auf zweifache Weise, nicht nur im Material, auch in der schaffenden Person. Sie erzeugt eine Art Versöhnung zwischen Kunst und Natur, indem sie Widersprüchliches bindet. Und vor den Augen entsteht eine farbig blühende Wüste, deren Sand wie in einer langsamen, fließenden Bewegung scheint, in eigentümlichen Wirbeln und Strömungen sammelt er sich in unterschiedlicher Höhe und Ausdehnung und darunter könnte für allerlei Lebewesen Raum bestehen. 

Jedes einzelne Bild durchströmt eine ganz bestimmte Farbe, die erst durch Schattierungen eines Gegenteils entsteht, doch gleichzeitig in einem reizvollem Ganzen, in etwas wie Harmonie vergeht.

Trotzdem diese Bilder so viele weitere Bilder erzeugen, sind sie selbst minimalistisch, reduziert und klar. Strenge, Disziplin und Konsequenz öffnen erst die Weite in den betrachtenden Personen, und gerade weil die Bilder nicht geschwätzig sind, bewahren sie ihr Geheimnis. Der uralte Wunsch der Menschen, alle Rätsel dieser Welt zu ergründen, bleibt in diesen Bildern verborgen und überlebt. Die geheimnisvolle Stimmung der Verschmelzung von Farbe, Struktur und Gedanken entsteht wie das Werden aus dem Vergehen, das ewige Fließen. Die Aesthetik des Verfalls bestätigt die Kultur als Natur des Menschen und die Bilder behüten somit das Mysterium des Lebens.