Schöner Wohnen I-III


Eisernes Herz





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Im Frühjahr 1997 begann ich erstmals mit Acrylfarben zu experimentieren und die ersten Bildchen die ich gemalt habe, waren zufällig einfache "Keith Haring"-inspirierte Herzen verziert mit Lackstift. In der Zwischenzeit habe ich mich weiter in Pop-Art und der Interpretation von Klassikern versucht - aber das Herzthema lässt mich einfach nicht mehr los. Angeblich hat ja jeder Künstler eine Herzphase, bei mir dürfte es eine Manie sein und ich bin noch immer voll Herzblut dabei.

Das Faszinierende für mich ist, die Allgegenwärtigkeit des Herzen in allen Kulturen, mit individuellen Bedeutungen und Bräuchen. Das Herz gehört bei uns spätestens seit dem Mittelalter zu den häufigsten Motiven der Kunst und des Alltags. Von der zentralen Bedeutung in Religion, Philosophie, Medizin, Kulturgeschichte zeugen die zahlreichen Redewendungen und Sprichwörter. Das Herz ist voll Emotion und Symbolik, Romantik und Mystik und schlägt zwischen höchster Wertschätzung und verächtlichem Kitsch. Bei Kunstkritikern und selbst Künstlern ist dieses Motiv umstritten, dabei ist die Kunstgeschichte voll von Herzdarstellungen.

Zu Malen begann ich zunächst, weil die Bilder, die mir gefallen unerreichbar oder nicht leistbar sind bzw. noch gar nicht gemalt wurden, aber auch um meine umfangreiche Herzsammlung wenigsten bildnerisch vervollständigen zu können. In den verschiedenen Techniken der Pop-Art erhielt ich von Anfang an zufrieden stellende und kräftige Ergebnisse und nach und nach konnte ich dabei mein malerisches Talent weiterentwickeln. Meine bevorzugte Darstellungsart von alten Herzmotiven aber auch Eigenkreationen ist auf brilliantblauem Hintergrund, das kadmiumrote Herz selbst möglichst plakativ in eine klare Bildsprache reduziert, wiedergegeben in monochromen Farben. Dabei benutze ich optische Effekte, experimentiere in verschiedenen Techniken und kombiniere gerne mit Fundstücken. Mein Lieblingsmotiv ist übrigens das geflügelte Herz. Mittlerweile habe ich schon über 200 Bilder gefertigt, aber es werden noch Etliche folgen.

Von der elterlichen Einrichtung und meinen Sammelgebieten (das sind u.a. Andachtsbildchen, Engel, Herzen, Votivgaben und Weihwasserbecken) her, bin ich schon ewig von den schwülstigen Herz-Jesu-Darstellungen, silbernen Dankbarkeitsvotivgaben und geflügelten Kitschherzen fasziniert. Durch die intensive Beschäftigung mit christlicher Symbolik, Minnetugend und volkstümlicher Kunst, bin ich einerseits mit mystischen Theorien und Darstellungen konfrontiert worden, die künstlerisch der Moderne vieles vorweggenommen haben. Andererseits konnte ich auch die totalen Vereinheitlichung und Sinnreduzierung feststellen.

Mein Anliegen in dieser immer kälter werdenden Zeit ist es, das Herz mit seinen vielfältigen Facetten zu präsentieren. Im August 2007 durfte ich die Ausstellung "HERZBLUT" im Wiener Narrenturm mitorganisieren, wo meine Bilder in Kombination mit volkskundlichen und religiösen Gebrauchs- und Kultgegenständen sowie medizinischen und medizinhistorischen Objekte und Gerätschaften zu sehen waren. Die dabei gehaltenen Vorträge möchte ich noch in einem Katalog mit meinen Bildern veröffentlichen.

[Peter-Andreas Linhart ]